Carezza

„Carezza, meine Heimat!“

Sängerin und TV-Moderatorin Sonja Weissensteiner im exklusiven Interview

Das Interview wurde im März 2020 kurz vor dem ersten Lockdown der Covid19 Pandemie aufgezeichnet.

Es ist ruhig im Hotel „Castel Latemar“, der Großteil der Gäste ist schon auf den Pisten in Carezza unterwegs. Der Schnee reflektiert die Sonnenstrahlen durch die großen Scheiben in den Lounge-Bereich des Hotels, wo uns Sonja Weissensteiner fröhlich in Empfang nimmt. Die 1981 in Carezza geborene und im Eggental aufgewachsene TV-Moderatorin hat ihre beeindruckende Karriere schon früh begonnen: Mit elf nimmt sie für ihre Oma zum Geburtstag einen Song auf, mit 15 ihr erstes Album. Im selben Jahr steht sie für SAT1 als Moderatorin vor der Kamera. Nach verschiedenen Alben und einem kurzen Zwischenstopp in Kufstein als Radio-Moderatorin geht sie 2002 zum Bayerischen Rundfunk nach München, wo sie seither lebt und arbeitet. Seit 2013 konzipiert und moderiert sie die BR-Sendungen „Musik in den Bergen“ und ist als Moderatorin für den ORF und für Gute-Laune-TV tätig.

Mit ihrem Mann Toni und den zwei Töchtern verbringt sie ein paar Tage im Hotel ihrer Eltern – und nimmt sich heute nicht nur die Zeit für einen „Ratscher“ mit uns, sondern im Anschluss auch für ein paar flotte gemeinsame Pistenschwünge:

Sonja WeissensteinerSonja Weissensteiner

Wir sitzen gerade im Lounge-Bereich des Hotel „Castel Latemar“, du bist hier in Carezza aufgewachsen. Welche Kindheitserinnerungen verbindest du mit diesem Ort?
Meine ersten sechs Lebensjahre habe ich hier in Carezza verbracht, meine Eltern führten damals das Restaurant im Grand Hotel. Der Anblick des prunkvollen, imposanten Gebäudes gehört zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen. Als ich sechs war, sind wir umgezogen, nach Eggen, und zehn Jahre später dann wieder zurück, hierher ins „Castel Latemar“. Damals war hier am Karerpass richtig was los, es gab verschiedene Tavernen, – eine davon auch bei uns im Haus – und den „Hennenstall“, wo sich die Jugend traf. Jetzt ist es ja etwas ruhiger geworden, ein Familienskigebiet, in das ich total gerne komme, um mit meinen Kindern Ski zu fahren … Wenn ich so darüber nachdenke, hat sich der Karerpass eigentlich perfekt meinem Leben angepasst! (lacht)

Deine Kinder sind in München geboren und wachsen dort auf. Haben sie einen Bezug zu deiner ursprünglichen Heimat?
Den haben sie, und er ist extrem stark. Mein Mann Toni und ich sind beide Südtiroler, darum sprechen wir zuhause auch alle vier im Dialekt miteinander. Natürlich, auf gewisse Weise sind sie „Münchner Kindln“, aber unser beider Familien sind hier und wir kommen sehr häufig übers Wochenende. Tür zu Tür sind das ja nur an die drei Stunden.

Du warst ja schon sehr jung als Sängerin erfolgreich und hast dich dann – ebenso erfolgreich – der Moderation zugewandt. Wie war das für deine Eltern und deine Geschwister – fanden sie das gut, haben sie dich unterstützt?
Ja, auf jeden Fall! Sie haben mich sehr unterstützt, mich zu TV-Terminen und Veranstaltungen begleitet, auf mich geschaut. Allerdings war ich schon als Kind sehr selbständig, ich wollte auf eigenen Füßen stehen und mein Ding machen. Meine Eltern haben das immer akzeptiert und gefördert, mir aber gleichzeitig auch die Geborgenheit gegeben, die ich brauchte. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Ich konnte mich ausprobieren und wusste: Selbst wenn ich scheitere, werde ich aufgefangen. Der Austausch mit meiner Familie war und ist für meine Weiterentwicklung sehr wichtig.

Was vermisst du am meisten an Carezza?

Die Wintermonate in München sind schon hart für mich! (lacht) Anfangs haben mein Mann Toni und ich uns sehr über die Münchner gewundert – die saßen im Jänner in Decken eingemummelt draußen auf den Straßen, vor den Cafés, und genossen die wenigen Sonnenstrahlen. Mittlerweile machen wir das auch so, denn in München hängt oft tage- oder gar wochenlang dichter Nebel über der Stadt. Da denke ich sehnsüchtig an Carezza, an das Traumwetter hier, die wundervolle Natur, dass man auch mal am Nachmittag noch kurz auf die Piste kann … Ich bin halt direkt an der Skipiste aufgewachsen, das gehörte für mich zum Alltag – und es fehlt mir total.

Du warst also auch als Kind schon viel draußen unterwegs, in den Bergen, auf den Pisten, in der Natur?

Ja, als Kinder waren wir eigentlich immer draußen. Ich hatte eine sehr idyllische Kindheit, wir hatten so viel Schönheit, so viel Natur direkt vor der Haustür … Dafür sind wir halt nie woanders hingefahren. Das empfinde ich rückblickend manchmal in gewisser Weise als ein kleines Handicap – es gab in meiner Familie einfach nicht das Bedürfnis, sich auch mal in anderen Ecken des Landes umzuschauen. Bevor ich mit „Musik in den Bergen“ angefangen habe, war ich zum Beispiel nie im Ultental oder auf dem Staller Sattel. Wir waren immer am Latemar und am Rosengarten unterwegs. Ich glaube, wir sind noch nicht mal auf die Seiser Alm gefahren zum Skifahren –  jedenfalls könnte ich mich nicht daran erinnern! (lacht) Es gab einfach keine Notwendigkeit woanders hinzufahren, es war ja alles da.

Wohin führt dich dein erster Weg, wenn du ins Eggental kommst?

Immer in die Natur, klar! Im Winter zum Skifahren, im Sommer zum Wandern. Wir versuchen auch, das an unsere Kinder weiter zu geben – und ich merke auch im Freundeskreis, dass die Menschen wieder mehr hinausgehen, mehr Natur suchen, Ruhe. Der zweite Weg führt dann zu den Nachbarn, zu alten Freunden. Ich glaube, das ist einfach eine Südtiroler Eigenart: die Geselligkeit, das Zusammensitzen, bei einem guten Glas Wein oder einem Stück Kuchen. Das mag ich sehr.

Video - Sonja WeissensteinerVideo - Sonja Weissensteiner

Hast du eine Lieblingswanderung?

Wenn ich ohne die Kinder unterwegs bin, mache ich am liebsten die Rosengartenumrundung, gerne auch mal nur mit Freundinnen. Das ist eine wunderschöne Wanderung und mit viereinhalb Stunden genau richtig für mich. Mit den Kindern gehen wir mal auf die Masaré oder ein Stückchen ins Labyrinth … aber jetzt, wo sie größer werden, wollen wir auch mal eine anspruchsvollere Wanderung wagen.

Und im Winter? Gibt’s eine Skipiste, die auf keinen Fall fehlen darf?

Ja, da gibt’s jetzt natürlich nur eine Antwort, und das ist die „Kölner Hütte“! (lacht)

Letzte Frage – wir sind neugierig: Wirst du hier im Eggental auch mal von Fans angesprochen, die dich aus dem Fernsehen kennen?

Also ich bin jetzt nicht Helene Fischer oder so! (lacht) Aber ja, ich werde tatsächlich hin und wieder angesprochen, häufiger sogar außerhalb von Südtirol, in München beim Einkaufen oder beim Spazierengehen am Ammersee. Das freut mich natürlich sehr, das ist wirklich nett – aber ich bin auch froh, dass es eben in einem kleinen, netten Rahmen passiert. Ich glaube, ich würde es nur schwer aushalten, wenn ich immer aufpassen müsste, wohin ich gehe. Wenn du sehr, sehr viel Erfolg hast, beeinflusst das dein ganzes Leben und auch das aller Menschen, die dir nahestehen. Der Erfolg, den ich habe, der ist genau richtig für mich – den genieße ich sehr.

Autor: Steiner Verena - clicktext